Interview mit Daniel Mondino
PROF. DANIEL MONDINO
Geschäftsführer der CORE architecture, Prof. für Digitales Integriertes Prozessmanagement an der HCU HafenCity Universität Hamburg und Vorstand des BIM HUB Hamburg
ERZÄHLEN SIE UNS VON IHNEN UND IHRER FIRMA?
Core architecture ist ein bundesweit tätiges Architekturbüro, das alle Leistungen modellbasiert erbringt. Wir, das sind Lars Kölln und ich, haben das Büro Ende 2013 als Zusammenschluss unserer vorhergehenden Büros gegründet. Mit dieser Gründung haben wir unsere internen Prozesse vollständig auf die Grundlage modellbasierten Arbeitens, also auf Building Information Modeling, gestellt. Wir verfügen über eine mehr als 10-jährige Erfahrung in BIM und bieten deshalb auch Beratungs- und Schulungs- leistungen auf diesem Gebiet an, wie z.B. das BIM-Management und Implementierungen bei Auftraggebern und in Projekten.
Wir sind in vielen Arbeitskreisen und Gremien auch in der Normung tätig und führen auch Schulungen durch, so z.B. in verschiedenen Architektenkammern die BIM-Basis-Schulungen nach Standard Deutscher Architektenkammern.
Ganz besonders stolz sind wir darauf, dass wir als erstes Architekturbüro unsere BIM-Prozesse als Generalplaner und als BIM-Manager nach DIN EN ISO 9001:2015 haben qualitätszertifizieren lassen. Wir sind der Überzeugung, dass es der beste Weg ist, seine Kompetenz nachzuweisen, wenn die Prozesse zertifiziert sind. Werden diese zertifiziert, so müssen sie äußerst genau durchdacht und festgehalten werden. Und dies kommt sowohl den handelnden Menschen, als auch dem Unternehmen als Ganzes zugute.
IN WELCHEN BAUPROJEKTEN SIND SIE AKTUELL INVOLVIERT?
Zurzeit bearbeiten wir ein sehr komplexes Projekt mit einem größeren Wohnhaus und einem angeschlossenen Bürogebäude. Daneben bearbeiten wir verschiedene Sanierungen und Umbauten. Alle Projekte bearbeiten wir komplett modellbasiert und in allen Leistungsphasen. Neben diesen Architekturprojekten sind wir in 3 größeren Projekten mit dem BIM-Management beauftragt.
WELCHE PROJEKTE BILDEN IN IHRER FIRMA DEN SCHWERPUNKT?
Einen eigentlichen Schwerpunkt in planerisch-thematischer Hinsicht haben wir nicht. Wir verfügen über eine langjährige Erfahrung im Schulbau, Wohnungsbau, bei Büro- und Verwaltungsgebäuden und bei Handelsimmobilien. In der Vergangenheit haben wir auch viele Projekte im Bereich Gesundheitswesen bearbeitet.
WIE HILFT IHNEN SOLIBRI BEI IHREM ALLTÄGLICHEN JOB?
Solibri ist eines unserer wichtigsten Programme! Wir prüfen damit sowohl unsere eigenen Modelle, als natürlich auch diejenigen aus den Projekten, bei denen wir mit dem BIM-Management beauftragt sind.
WELCHE RESULTATE ERHALTEN SIE MIT SOLIBRI FÜR IHRE AUFGABEN?
Qualitätssicherung kann man nicht auf einzelne Resultate reduzieren. Es sind die vielen Prüfungen an einem Modell, die den Mehrwert ausmachen. Es sind die Prüfungen auf Kollisionen, Soll-Ist-Vergleiche des Raumprogramms, Einhaltung von Modellierungsrichtlinien, Massenermittlungen und vieles mehr. Es sind immer wiederkehrende Projektaufgaben, die mit Solibri einfach, verlässlich und schnell erledigt werden können.
DENKEN SIE, DAS SOLIBRI KOSTEN, ZEIT UND RESSOURCEN EINSPAREN KANN?
Ja, ohne Zweifel. Was auf herkömmliche Art recht aufwendig gemacht wurde, erledigt sich mit Solibri, leicht und fast schon spielerisch.
WO SEHEN SIE DIE EINSPARUNGEN UND IN WELCHEN GRÖSSENBEREICH BEFINDEN WIR UNS?
Die Einsparungen liegen zunächst mal allein schon in der Methodik des modellbasierten Arbeitens. Das allein erhöht die Effizienz in
einem Projekt. Der Einsatz von Solibri erstreckt sich dabei nicht allein auf den Planungsprozess, sondern durch die notwendige Fortschreibung der Modelle und die verschiedenen Modellnutzungen auch auf den ganzen Lebenszyklus. In welchem Bereich sich dabei die Einsparungen bewegen, kann ich nicht beziffern, weil wir die verschiedenen Nutzungen von Solibri gar
nicht mehr auf andere Art und Weise erledigen. Aber ich schätze, dass die zeitliche Ersparnis für bestimmte Arbeiten bei ca. 30% bis 50% liegt.
IST QUALITÄTSSICHERUNG & QUALITÄTSKONTROLLE EIN WESENTLICHER BESTANDTEIL VON BIM?
Ein ganz wesentlicher! Ohne eine entsprechende Qualitätssicherung können gute BIM-Projekte nicht durchgeführt werden. Auf allen organisatorischen Ebenen eines Projektes muss Qualitätssicherung als Prozessbaustein integriert sein.
WIE WÜRDEN SIE SOLIBRI AN PLANUNGSPARTNER EMPFEHLEN?
Ja, entschieden. Beginnen kann man gut mit dem kostenlosen Viewer, der bereits viel Nutzen bringen kann. Für weitergehende Aufgaben empfiehlt es sich, dann doch auf den Model Checker zu
gehen. Als BIM-Manager empfehlen wir den Projektbeteiligten immer, mit einem Prüftool zu arbeiten.
WAS BEDEUTET BIM FÜR SIE?
BIM ist für uns der jetzt erforderliche Schritt in die Digitalisierung der Wertschöpfungskette Bau. BIM darf nicht als Selbstzweck gesehen werden oder nur als notwendiges Übel. Digitale, integrierte Prozesse sind die Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit.
Wenn wir uns nicht mit der Digitalisierung in unserem Wirkungsfeld beschäftigen, werden wir in naher Zukunft im Markt aussortiert. So hart muss man das formulieren. Beim Planen, Bauen und Betreiben gibt es in punkto Digitalisierung sehr viel aufzuholen, um nahe an den Stand anderer Branchen zu kommen. BIM ist dabei nur ein erster, aber sehr wichtiger Schritt.
WIE SEHEN SIE DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG VON SOFTWARE, BIM UND IFC? UND WORAUF SOLLTE DIE INDUSTRIE ACHTEN IN BEZUG AUF TECHNOLOGIE UND VERÄNDERUNG?
Das ist ohne die berühmte Glaskugel schwierig vorherzusehen. Auf dem Weg zu wirklich digital integrierten Prozessen muss noch viel geschehen. Unsere heutigen Prozesse, so integriert sie zum Teil bereits sind, sind noch weit davon entfernt, dynamische Prozesse abzubilden. Auch das herstellerneutrale und für
unsere Bauwirtschaft sehr wichtige Austauschformat IFC ist ein statisches.
Wir müssen dahin kommen, die Interaktion zwischen unterschiedlichen Zuständen eines Bauwerks über den Lebenszyklus viel stärker dynamisch abbilden zu können, d.h. sie müssen auf zeitlich sich verändernde Zustände in Echtzeit reagieren. Das betrifft nicht nur die Nutzung eines Bauwerks, z.B. in Bezug auf energetische Zustände oder seine Nutzung, sondern auch die Planung und Realisierungsphasen, also parametrische Ansätze, die es uns erlauben, unterschiedliche Szenarien idealerweise mit allen Konsequenzen zu betrachten
Dabei ist es wichtig, den Fokus nicht allein auf das Bauwerk zu richten, mit dem wir uns gerade in Planung, Bau oder Betrieb beschäftigen. Unser Handeln hat immer auch Auswirkungen auf benachbarte Systeme, sowohl auf beteiligte Fachdisziplinen wie auch über das Bauwerk hinaus in die städtische Umgebung und den Alltag von Menschen. Wollen wir die Qualität unserer gebauten Umgebung den erhöhten Anforderungen einer modernen Gesellschaft gerecht werden, müssen wir auf sich ständig ändernde Aspekte reagieren können. Das müssen unsere Bauwerke auch können. Diese Interaktionen werden heute noch nicht ausreichend abgebildet.
WELCHE ROLLE SPIELT DIE QUALITÄTSKONTROLLE UND -SICHERUNG VON BIM-MODELLEN AN IHRER HOCHSCHULE?
An der HafenCity Universität Hamburg, wo ich tätig bin, wird das Wissen um digitales integriertes Prozessmanagement, wie übrigens auch meine Professur heißt, erst eingeführt. Digitales integriertes Arbeiten ist noch nicht flächendeckend in den einzelnen Studiengängen verortet und findet noch nur in Teilbereichen statt. Es ist meine Aufgabe, dies zu ändern und die Nutzung digitaler, modellbasierter Prozesse im Wissen und Verständnis der Studenten zu verankern.
Die Digitalisierung schreitet sehr schnell voran und wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass wir es in ca. 5 Jahren bereits mit den ersten künstlichen Intelligenzen im Bereich des Planen und Bauens zu tun haben werden, im Bereich des Betriebs sind sie schon da.
5 Jahre, das ist die Dauer eines Studium bis zum Masterabschluss! Wer also heute beginnt, findet sich nach dem Abschluss in einer anderen Welt, als derjenigen, die wir heute als Alltag kennen. Was werden diese Absolventinnen und Absolventen können müssen? Nur das, was wir seit Jahrzehnten als die Essenz eines Studiums kennen?
Aber zurück zu Ihrer Frage: Wenn wir jetzt an der Universität mit modellbasierten Arbeiten beginnen, dann wird die Qualitätssicherung eine wesentliche Rolle spielen. Nur so können wir sicherstellen, dass die Grundlage für diesen Start in die Digitalisierung ein qualitätsvoller ist und damit Spaß macht.
DANIEL MONDINO