AIB integrales Planen mit BIM

“Besonders zu Beginn des Projektes, als die softwaregestützte Kollisionsüberprüfung startete, konnten wir mit der Software von Solibri von den bereits vordefinierten Prüfregeln profitieren”

Seit über zehn Jahren plant das Architektur- und Ingenieurbüro aib Industrie- und Verwaltungsbauten für renommierte internationale Unternehmen. An ihrem Standort in der Duisburger Innenstadt arbeiten die Planer in einem ehemaligen Lagergebäude aus den 50er-Jahren – und das mit einem außergewöhnlichen Ansatz. Teams aus Architekten, Ingenieuren und Stadtplanern gewährleisten bei jeder Bauaufgabe eine bereichsübergreifende Arbeitsweise. „Von Anfang an wurde auf eine Kooperation aller Fachdisziplinen gesetzt, um Projekte möglichst schnell und umfassend entwickeln zu können“, so Pieter F. den Haan, Geschäftsführender Gesellschafter und Partner bei aib. Die besondere Bürostruktur ermöglicht nicht nur einen ständigen Austausch von Know-how, sondern auch eine lückenlose Generalplanung: Von der Konzeption über die Planung bis hin zur Realisierung komplexer Bauvorhaben bietet das Duisburger Büro alles aus einer Hand.

VERFEINERUNG DER PLANUNGSWEISE

Der ungewöhnliche Planungsansatz von aib wurde mit der Einführung des Building Information Modelling (BIM) nochmals verfeinert. Alle Fachplaner führen nun ihre 3D-Planungsmodelle in einem gemeinsamen Datenmodell zusammen. „Mit BIM haben wir die Möglichkeit, die bei aib schon immer praktizierte Arbeitsweise noch konsequenter umzusetzen“, stellt Michael Blank fest. Der erfahrene Planer ist BIM-Manager bei aib und gehört damit zum Kernteam bei der Anwendung der neuen Methode. „Wie in einem Laboratorium arbeiten wir uns von Stufe zu Stufe in die Zukunft“, so Blank. Als gelernter Bauzeichner sieht er im visuellen Arbeitsansatz bei BIM auch einen neuen Zugang zum Planungsprozess. „Bereits in den frühen Planungsphasen erlebe ich damit viel stärker als zuvor den Reiz des Bauens“.

EINE BAULICHE STRUKTUR FÜR HOCHKOMPLEXE VORGABEN



Seit der Einführung von BIM arbeitet aib mit dem integrierten Modell erfolgreich in der Praxis. Bei einem aktuellen Projekt für die MAN Diesel & Turbo SE in Augsburg erscheint die Methode als Planungstool geradezu prädestiniert. Denn mit dem neuen Turbocharger Performance Center befindet sich dort ein ganz besonderes Gebäude im Bau. Das hochkomplexe Projekt dient zur Entwicklung und für den Testbetrieb von Turboladern für große Dieselmotoren. Um die komplexen Prozesse im Inneren des Gebäudes in eine bauliche Struktur zu überführen, wurde ein hochspezialisiertes Planungsteam gebildet. „Was das Projekt so spannend macht, ist die Einzigartigkeit des Gebäudes und dessen technischer Infrastruktur“, so Friedhelm Heinz, Head of Major Project Management Production, Central Services bei MAN: „Man wird vermutlich nicht viele Planer finden, die so etwas schon einmal gebaut haben. Es fehlt eine Referenz sowohl bei der Architektur als auch bei der Technik.“ Gemeinsam mit einem Team von MAN Ingenieuren entwickelte aib als Generalplaner eine maßgeschneiderte Lösung für die hohen Anforderungen an den Betrieb.

VEREINFACHTE KOLLISIONSPRÜFUNG


Die MAN Diesel & Turbo SE ist weltweit führender Anbieter von Großdieselmotoren für Kraftwerke und maritime Anwendungen. Auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie von aib wird der Augsburger Standort des Unternehmens für das Turbocharger Performance Center erweitert. Dabei erfordert der Testbetrieb von Turboladern ein sehr komplexes Rohrleitungsnetz im neuen Gebäude, durch das verschiedene Medien wie Druckluft, Öle und Verbrennungsgase geführt werden. Um dieses umfangreiche Netz sichtbar machen und planen zu können, bietet das Building Information Modeling entscheidende Vorteile. „Beim Neubau sind wir so jederzeit in der Lage, Kollisionsprüfungen zwischen der Gebäudestruktur und dem komplexen Rohrleitungsnetz im Inneren durchzuführen“, stellt Pieter F. den Haan als verantwortlicher Partner von aib fest. „Das gibt uns die Möglichkeit, auf die hochkomplexen technischen Vorgaben mit maßgeschneiderten baulichen Lösungen zu reagieren.“


ZENTIMETERGENAUE PLANUNG


Die Planer von aib nutzten den Solibri Model Checker sowohl zur visuellen Prüfung als auch zur automatisierten regelbasierten Prüfung. So wurden auf der einen Seite die Änderungen der verschiedenen Planstände der Fachplaner abgeglichen. Andererseits wurden auf diese Weise Kollisionen geprüft und die Ergebnisse an die unterschiedlichen Fachplaner digital über das BCF-Format übermittelt. „Besonders zu Beginn des Projektes, als die softwaregestützte Kollisionsprüfung startete, konnten wir mit der Software von Solibri von den bereits vordefinierten Prüfregeln profitieren“, sagt Michael Blank als BIM-Manager von aib. Das durch MAN entwickelte Modell des Rohrleitungsnetzes für das Turbocharger Performance Center wurde zentimetergenau in das dreidimensionale Gebäudemodell eingepasst. Die komplette Digitalisierung der Planungsdaten führte zu einer höheren Präzision und Vollständigkeit, vor allem für die in diesem Projekt sehr umfangreiche Schlitz- und Durchbruchsplanung. Eine Kollisionsprüfung zwischen Rohrnetz und Baustruktur ist mit der Digitalisierung auf Knopfdruck möglich. Beim Neubau für MAN bewährte sich so die frühzeitige Entdeckung und Lösung geometrischer und technischer Konflikte zwischen den Planungsgewerken. Außerdem wurden wichtige Erkenntnisse für den optimalen und wirtschaftlichen Bauablauf am Standort gewonnen und in das Projekt eingebracht. „Wenn wir hochkomplexe Projekte wie das Turbocharger Performance Center kollisionsfrei planen möchten, ist ein hoher Koordinierungsaufwand erforderlich“, so Michael Blank von aib. „Die Software von Solibri verringert diesen Aufwand erheblich.“ Seit November 2017 befindet sich das neue Turbocharger Performance Center sowie ein ebenfalls von aib geplantes Mediengebäude im Bau. Beide Neubauten werden voraussichtlich 2019 fertiggestellt und in Betrieb gehen.